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Ein Abenteuer erleben?

Wer hat nicht schon mal davon geträumt. Und wer ertappte sich nicht dabei in Gedanken zusammen mit Tom Sayer und Huckelberry Fin auf einem  Floss den Mississippi hinunterzutreiben.
Gut die Rednitz vor meiner Haustüre lädt dazu nicht gerade ein. Aber es gibt in Europa doch ein unendliches Band an Straßen, die auch noch die weitest entfernten und entlegensten Orte verbinden. Also geht das, ein Abenteuer auf der Straße?

Der 19. Juni 2003, fast 1 Jahr liegen zwischen der Idee und der Ausführung. Heute startet die große Reise zum Nordkap und die  Vespa muss ihre Zuverlässigkeit in einer wirklichen Herausforderung beweisen. Keine Begleitung in Form eines Autos, nicht einmal ein  weiterer Roller, nein ich stürze mich ganz alleine in mein Abenteuer.
Zirka 50 kg Gepäck in Form von Zelt, Kleidung,  Verpflegung, gängigen Ersatzteilen, Reifen, 10L-Reservekaninster und 10 Liter Zweitaktöl sind ausgewogen verstaut. Das Fahrverhalten des  beladenen Rollers ist ausgesprochen gut, was wohl auch daran liegen  dürfte, dass die Seriendämpfer gegen "Bitubos" getauscht wurden. 

 Die einzige Bedingung für den Starttermin, kein Regen am ersten Tag (davon sollte ich nämlich noch genug bekommen), war erfüllt und so ging es los. 

Nur noch 1261 Kilometer bis ans Norkap

Auch Axel war auf zwei Rädern zum Nordkap unterwegs

Der 12. Tag endete in Overkalix in der Nähe des Polarkreises. Das Phänomen der Mitternachtssonne habe ich nirgends so schön beobachten können wie hier. Die Landschaft präsentierte sich schon als Vorgeschmack auf Lappland. An dieser Station erfolgte auch der erste Reifenwechsel. Das heißt um das Reifenprofil optimal auszunutzen wurden Vorder- und Hinterrad getauscht.

Der Polarkreis wurde am 13 Tag überquert. Vom Wetter betrachtet waren die Tage 11 bis 14 die Beständigsten und Schönsten, auch wenn sich mit der aufkommenden Wärme die Schwärme von Mücken exorbitant vermehrt haben. "Dschungle-Oil" sei Dank. Auch wenn man nach der Anwendung dieses Zeugs nicht unentfernt eines "Dschungle-Affen" gestunken hat, so hat es doch dafür gesorgt dass die Mückenplage erträglich blieb.

Der finnische Teil Lapplands beeindruckte durch die Schönheit einer weiten, kargen aber unberührt scheinenden Natur, sowie durch die Verkehrsdichte. Wenn man im Stundenabstand mal ein Auto sah freute man sich richtig.

       

Bevor ich die letzte Etappe vor dem Nordkap antrat wurde in Karasjok (Norwegen) ein Kundendienst durchgeführt. Jetzt waren es bereits 4000 km. Freundlicherweise durfte ich an einer Tankstelle die Werkstatt mitbenutzen. 

Das Nordkap war am 15. Tag erreicht.
Es präsentierte sich leider im Nebel

Sommer-Camping im hohen Norden. 
   Nachtfrost trotz Mitternachtssonne      

Im Juli Schnee auf 400 Höhenmetern und abseits der Küste Tagestemperaturen von max. +5 Grad.

War zuvor schon die Kilometerleistung der einzelnen Tagesetappen erhöht worden, so zeigte sich etwa ab hier, dass die geplante Reiseroute entlang der norwegischen Küste bis nach Bergen nicht eingehalten werden kann. Aufgrund der höheren Kilometerzahl war der zur Verfügung stehenden Zeitrahmen nicht mehr ausreichend. Außerdem, was des TÜV-Beamtens Freud entwickelte sich jetzt zu meinem Leid. Gemeint ist mein sich brav selbst zurückdrehender Gasgriff, durch den mir starke Schmerzen und Verspannungen in der rechten Schulter beschert wurden. Gott sei Dank, Asperin war reichlich in der Reiseapotheke.

       

 Also beschloss ich ab Trondheim Richtung Oslo zu fahren und den nächstgelegenen Fährhafen anzusteuern. 

Der berühmte Wegweiser von Narvik, angesichts des vorherrschenden Wetters war es doch ganz schön entmutigend zu wissen, dass es immer noch 2350 Kilometer bis Hamburg sind!
 (18. Reisetag / 16. Etappe)

Idyllen in der Mitte Norwegens

Die 21. Etappe führte zurück nach Deutschland und Norwegen verabschiedete sich mit dem schon gewohntem, tristem Wetter. Nach einer fast 24-stündigen Fahrt von Flesberg (N) über Larvik, Frederikshaven (DK) erreichte ich Flensburg am 24. Reisetag um 7 Uhr am Morgen. Zwei Tage verbrachte ich hier um mich zu erholen und ersetzte den wirklich restlos abgefahrenen Hinterreifen.

Die Rückreise zu meinem  Wohnort verband ich noch mit einigen Verwandschaftsbesuchen. Auf einer dieser Strecken sprang der Tacho über. Die 100.000 Kilometer lagen insgesamt hinter mir. Nach 31 Tagen  war ich wieder zu Hause. Die Vespa hatte mich störungsfrei über 8500 Kilometer durch mein mein Abenteuer getragen.
Es war ein Erlebnis von dem ich bis zum heutigen Tag zehre und die Erinnerung sind über die Zeit niemals verblasst. Ich kann nur jedem empfehlen sich einmal in sein ganz persönliches Abenteuer zu stürzen. Man wird es nie bereuen.

Meine Vespa, die treue Begleiterin, steht heute in der Garage. Fahren tue ich nur noch ganz selten. Die Sicherheit und das freie Gefühl ging mit dem Alter etwas verloren und ich spüre, es ist besser sich nicht mehr mit ihr in das hektische Verkehrsgeschehen zu stürzen. Langsam mache ich mich mit dem Gedanken vertraut sie zu verkaufen. Meine Kinder wollen nicht die dafür notwendige Fahrerlaubnis machen. Damit wird sie nicht in der Familie weitergegeben. Vielleicht ist das ja auch gut so.

Aber ich bin noch nicht ganz so weit.